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Antwort auf die Stellungnahme von Inge Hannemann zum jetzigen Sanktionshungern von Ralph Boes |
"Ich wurde gefragt, ob ich das neueste „Sanktionshungern“ von Ralph Boes unterstütze, oder warum ich es nicht tue.
Meine Gründe: Zunächst halte ich dieses erneute „Sanktionshungern“ für den falschen politischen Weg. Hartz IV oder hier speziell die derzeitige unsägliche Sanktionspraxis sehe ich als einen gesamtpolitischen Skandal an, welches auch in diesem Duktus „angegangen“ werden sollte. Es kann nur durch eine Gesetzesänderung erfolgen. Dazu bedarf es eines Widerstandes unter Berücksichtigung und Differenzierung aller Seiten sowie die Verknüpfung der tatsächlichen internen Abläufe und nicht nach Vermutungen.
1.) Dass
du mein Sanktionshungern für den "falschen" Weg hältst, da ist natürlich
nichts dagegen zu sagen. Die Bundesagentur für Arbeit hat DEINEN Weg auch
nicht unbedingt begrüßt.
Das Sanktionshungern ist
mir durch die Verhältnisse AUFGENÖTIGT. 2.) Du schreibst, es brauche einen Widerstand "unter Berücksichtigung und Differenzierung aller Seiten sowie die Verknüpfung der tatsächlichen internen Abläufe und nicht nach Vermutungen."
Was soll
der letzte Teil des Satzes heißen? Dass ich undifferenziert und aus
Vermutungen agiere? Bei den unmäßigen Sanktionen und der in jeder Weise von mir offen gelegten Auseinandersetzung mit dem Jobcenter – sollte es sich da NICHT um die Offenbarung absolut belastbarer "interner Abläufe" handeln?
Ich bin nicht der Meinung, dass die alleinige „Schuld“ nur bei den Mitarbeitern in den Jobcentern liegt.
Da stimme ich SELBSTVERSTÄNDLICH zu! In erster Linie ist
ein GESETZ für all das Unrecht verantwortlich.
Die Agenda 2010 ist ein neoliberales Konstrukt, welches die Lobbyisten und den Niedriglohnsektor stärkt und für diese eingeführt und ausgebaut wurde / wird. Zwar sind die Ausführenden durchaus die Jobcenter; jedoch nur die Mitarbeiter an den Pranger zu stellen, ist für mich ein Schwarz-Weiß-Denken.
Warum setzt du solche Selbstverständlichkeiten GEGEN MICH
EIN? Inge – was ist los mit Dir? Dieser Briefverkehr und der darin manifestierte Umgang der Jobcenter-Mitarbeiter mit dem Grundgesetz und mit den Menschen ist genauso FAKT, wie alles, was DU auf DEINEN Wegen über das System ans Tageslicht bringst.
Politiker / Verbandsfunktionäre etc. sprechen nicht mit
mir! Weil ich, anders als Du, ein Teil der durch sie erzeugten,
stigmatisierten und verachteten Hartz–IV-Betroffenen bin und sie sich
"schmutzig" machen würden, mit mir zu reden.
Dass in meinen Veröffentlichungen vor allem die Mitarbeiter
der Jobcenter zu Wort kommen, hängt mit der speziellen Struktur meines
Widerstandes zusammen.
Dieses führt die Gewaltspirale an und die unterstütze ich nicht.
Unter der Überschrift des Artikels, der verkürzt heißt:
"Warum ich Ralph Boes nicht unterstütze", heißt das, Liebe Inge – Ich erinnere mich, dass Du im Juni 2013 von der Bundesagentur für Arbeit genau mit dem gleichen Argument angegriffen wurdest. Da hieß es: "Angesichts der anhaltenden öffentlichen Attacken der (inzwischen freigestellten) Mitarbeiterin des Hamburger Jobcenters Inge Hannemann sieht sich die Bundesagentur für Arbeit gezwungen, Stellung zu nehmen - allein schon zum Schutz der vielen tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die durch die Äußerungen von Frau Hannemann beleidigt, herabgewürdigt und in Gefahr gebracht werden." (S. hier >>)
Liebe Inge – was ist mit Dir geschehen? WIR haben Dich
damals rückhaltlos mit Demos und Flashmobs in Schutz genommen.
Vielmehr frage
ich mich, ob die Menschenwürde in diesem Fall nicht für alle gilt?
Glaubst Du wirklich, ich denke da anders? Für mich bedeutet Menschenwürde und Pazifismus: Es gilt für alle. Aber genauso gilt auch für die Mitarbeiter in den Jobcenter und den Gerichten: Jeder ist für sein Handeln selbst verantwortlich. Keiner muss tatsächlich sanktionieren, wenn er oder sie sich die Zeit nehmen würde die tatsächlichen Gründe für eine Verweigerung zu sehen und vor allem anzuerkennen. Dazu bedarf es ein Umdenken und sich von der internen Propaganda zu lösen, Zahlen zu ignorieren und Mensch sein!
Weiterhin unterstütze ich nichts, wo Menschen zu Tode kommen oder diesen in Kauf nehmen. Nun mag man sagen: „Die Jobcenter töten.“ Es ist ein Skandal, dass den Menschen, die nicht parieren, alles genommen werden kann und wird. Und das verurteile ich ebenso. Ich verurteile aber auch, wenn Gewaltkommentare gegen Mitarbeiter oder Jobcenter stillschweigend hingenommen werden oder gar unterstützt werden. Gewalt ist nie eine Lösung und für mich ein Ausdruck der Verzweiflung.
Liebe
Inge – ich bin außerordentlich schwer beschäftigt. Ich kann die Kommentare
in Facebook nur ab und an durchforsten. Kommentare, die unangemessen sind,
lösche ich dann und blockiere auch die Kommentatoren. Kommentare, die ich
noch nicht beseitigen konnte oder die mir durchgerutscht sind, MIR
anzulasten, ist etwas stark!
Widerstand heißt für mich: Ausdauer, Hartnäckigkeit, Strategie, Neues, Positives, Differenzierung und im Leben stehen.
Genau so sehe ich es auch.
Widerstand kann nur geleistet werden, wenn man lebt!
Liebe Inge – was soll ich da sagen? Du sprichst VON DEINER ENTSCHEIDUNG, weiter im System zu bleiben – und schließt die HÖHEREN Formen des Widerstandes, die den eigenen Tod in Kauf nehmen, aus. Dabei hast Du in deinem Buch selbst geschrieben, wie sehr dich die Unbeugsamkeit des Giordano Bruno berührt hat. Gehst Du den Weg des Galilei? Das ist ok! Man kann von niemandem mehr FORDERN. Und schon DIESER Weg ist schwer genug.
Aber Brunos Weg wirkt TIEFER! Ihn jetzt
anzuschwärzen – ich sage das jetzt ganz freundschaftlich und unpolemisch:
ist nicht recht. Daraus folgt
die politische Problemanalyse, daraus das Handeln und das Aufzeigen von
Wegen aus der Situation. Ein Aufschrei in Form von Kommentaren auf
Facebook reicht nicht aus.
Was, bitte, hat das mit MIR zu tun ???
Was haben wir bisher erreicht? Zum ersten Mal seit zehn Jahren wird so viel wie noch nie über die Sanktionspraxis diskutiert: politisch, verbandsorientiert, innerhalb der Jobcenter und Arbeitsagenturen und auch die BA gibt es intern zu. Das hat nur funktioniert, weil viele Menschen, ob betroffen oder nicht, ihren eigenen Widerstand leisten – sei er laut oder leise. Es hat dann nicht funktioniert, wenn undifferenziert oder mit Gewalt drauf eingedroschen wurde.
DANKE !!! Habe ich in deinen Augen DAS getan?
Wissenschaftler, Aktivisten, Verbände und z.T. Betroffene werden angehört und gehört. Eine Mauer des Schweigens der internen Abläufe wurde durchbrochen. Ich denke, wir sind uns einig, wenn ich sage: Hartz IV muss weg! (...)"
Liebe
Inge – das ist alles m.E. richtig. Ich weiß nicht, was passiert ist. Ist es wirklich deine Meinung, die Du hier zu Tage bringst?
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