Bild (C) M. Ziegler

 
     
   
   
 
Tagebuch
 
 

 

 

11.11.2015

Liebe Freunde –

ich bin jetzt oft gebeten worden, mit dem Hungern aufzuhören und oft gefragt worden, wie es weiter gehen soll:

Seit gestern bin ich im Asyl.
Eine kleine evangelische Kirchengemeinde im tiefen Osten von Berlin hat mich bis zum 30.11.2015 (vorläufiges Ende der Sanktionen) bei sich aufgenommen.

Da die Pastorin mit der Übergabe des Schlüssels an mich in Urlaub gegangen ist, kann ich über die Gespräche, die im Vorfeld der Entscheidung liefen, noch nicht berichten.
Der Schritt ist aber von erfrischendem Mut getragen.

Schlafen darf ich im Kirchengebäude – zum Essen erhalte ich "Liebesgaben".

Da diese "Liebesgaben" einer vollständig anderen inneren Haltung entsprechen, als die bewusst erniedrigend und entwürdigend konstruierten Lebensmittelgutscheine des Jobcenters, kann ich das Hungern für eine Zeit unterbrechen.

Ich danke all denjenigen, die sich für eine solche Lösung eingesetzt haben – und hoffe, dass sie zum Guten führt. Ich selbst kann jetzt noch nicht so sehr viel Weiteres dazu sagen, weil ich mich erst etwas erholen muss.

Angemerkt sei allerdings, dass das Sozialgericht meinen Antrag auf aufschiebende Wirkung abgelehnt hat. Keines unserer Argumente:

-

weder die durch das Sozialgericht in Gotha festgestellte Verfassungswidrigkeit des Systems

-

noch das Problem, dass in meinem Fall die Sanktionen nicht "sinngemäß" anzuwenden sind, weil sie nicht zu einer Aufnahme einer versicherungspflichtigen Arbeit sondern nur zu meinem Tod führen

-

noch die einfache Tatsache, dass ich bei jahrelanger Totalsanktion nicht, wie in der Eingliederungsvereinbarung gefordert, bei den Bewerbungen in Vorleistung gehen kann, um das von mir vorzustreckende Geld erst auf Antrag vom Amt zurück zu erhalten,

hat den Richter dazu bewegen können, aufschiebende Wirkung für die Sanktion anzuordnen.

Ohne den Schritt der Kirche hätte es jetzt traurig ausgesehen ...
 

Nach 132 Tagen im Sanktionshungern
mit einem Gewicht von 67,8 kg -
Berlin-Marzahn am Sankt–Martins-Tag, den 11.11.2015

euer Ralph
 

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P.s.:

Wenn ich schon den Sankt-Martins-Tag erwähne, darf ich nicht unerwähnt lassen, dass der gestrige Beginn des Asyls auf den Geburtstag Martin Luthers fiel!

Widerstand (Geburtstag Luthers – Reformation) und Caritas (Teilen des Mantels am Todestag des heiligen Martin) halten sich so schön die Waage …

 

 

08.10.2015

100.ster Hungertag

 

und:

 

Nichts ist erledigt -

 

aber ich auch noch nicht.  

 

Gewicht heute

71,2 kg

 
 

 

 

05.10.2015

97.ster Hungertag:

Da mein Körper offensichtlich entschieden hat, dass ich unsterblich bin
([smile] - es gibt niemanden, der mehr erstaunt ist über meinen Zustand, als ich selbst) -
werde ich wieder in die Offensive gehen:

Ab kommenden Donnerstag werde ich für Kontakt und Gespräche

immer Donnerstags und Freitags,
jeweils zwischen 16 und 18 Uhr
unter den Linden im Café Einstein sein.

So weit die Kräfte tragen ...

Das Café Einstein Unter den Linden ist "Berlins Wiener Kaffeehaus für Politiker, Journalisten, Kultur-Prominenz und Berlin Touristen" [1]
Mal sehen, was sich da ergibt ...

Adresse: Café Einstein, unter den Linden 42, 10117 Berlin

Der Samstags-Termin in der Spanheimstrasse muss dafür allerdings gestrichen werden.

Mit herzlichem Gruß,
euer Ralph

Gewicht heute
72,0 kg

 

 

23.09.2015

85.ster Hungertag

Liebe Freunde –

am Sonntag Abend haben wir die Aktion am Brandenburger Tor beendet.

Es war eine durchaus doppelte Empfindung, die ich dabei hatte.

Auf der einen Seite eine große Dankbarkeit für eine wunderschöne aktive Zeit mit teils außerordentlich tiefgehenden Gesprächen (mal sehen, ob ich irgendwann einmal die Möglichkeit habe, daraus zu berichten) – auf der anderen Seite das Gefühl, dass jetzt alles zu Ende ist und wir gründlich gescheitert sind.

Natürlich sind wir nicht gescheitert. In einer gewissen und sogar sehr tiefgründigen Beziehung fangen wir ja jetzt erst mit der Arbeit richtig an!
Das Gefühl des Scheiterns zuzulassen ist dennoch wichtig, weil es den nötigen Abstand gibt:

Es gibt mir die Freiheit, alles abzulegen, was ich wollte, mich völlig aus dem Banne meines Willens und meiner Vorstellungen zu befreien und die Tatsachen von außen und mit neuen Augen zu besehen.

In dieser Stimmung lebe ich jetzt – und da genieße ich die Freiheit, die ich wieder habe, da es jetzt auch wieder freie Zeiten für mich gibt. Und ich genieße die Zeit, alles, was unter dem hohen Druck der letzten Wochen liegen geblieben ist, zu regeln und mich und meine Aktion völlig neu zu greifen.

Um das in vollem Sinne tun zu können, muss ich jetzt hier eine Absage machen. Wir hatten angekündigt, dass die Gespräche am Tisch – statt wie bisher von Mittwoch bis Sonntag am Brandenburger Tor – jetzt, ebenfalls von Mittwoch bis Sonntag, in der Spanheimstr. 11 weiter zu führen.
Liebe Freunde, das werde ich nicht schaffen. Ich bitte, mich in so fern zu entlasten, als wir die Gespräche auf Samstag Abend beschränken dürfen.

Also:

Jeweils für Samstag Abend lade ich ein
zum öffentlichen Treffen im Hof der Spanheimstr. 11, 13357 Berlin -
und zum Gespräch am Tisch.

Jeweils von 18 bis 21 Uhr.

Gewicht heute:

72,6 kg

 

 

13.09.2015

75.ster Hungertag   

Frau X schreibt in Facebook: "Herr Boes will 76 tage gehungert haben? Wie genau definiert Herr Ralph Boes das Wort hungern? Es wird langsam unglaubwürdig."

Nachdem dann etliche Abwiegelungsversuche kamen, um meinen guten Ruf zu retten, machte einer die frische Bemerkung:
"sie verstehen das falsch, frau x .. oder nicht richtig .. herr boes ist dabei einen neuen rekord aufzustellen .. ihre fragen stören dabei .. darauf ein guinness .. holger meins hat er jedenfalls schon mal hinter sich gelassen !"

Da ich die Frage von Frau X bestens verstehe, möchte ich folgende Antwort geben:

Es ist ein fundamentaler Unterschied zwischen dem Hungern von z.B. Holger Meins und mir. Holger Meins war im Gefängnis und wurde vollzeit drangsaliert und malträtiert. Ich bin in Freiheit, umringt von Freunden, und kann für mich selber sorgen. Ich kann meine tägliche Tasse Gemüsebrühe trinken, wenn ich sie brauche, eine Löffelspitze Honig, eine Löffelspitze Mandelmuß und Kaffe zu mir nehmen, wie es mir gut tut. Außerdem kann ich eine gezielte Darmreinigung durchführen und brauche mich so nicht innerlich vergiften ... Schlussendlich war ich ziemlich dick und habe wesentlich mehr zuzusetzen als Holger Meins. Und: ich bin ganz im Flusse meines eigenen Wollens ... Da hält man dann schon länger aus.
- Summa summarum bin aber auch ich erstaunt über die Gesundheit meines Körpers.

Gewicht heute:
73,8 kg

 

 

 

 

10.09.2015

Liebe Freunde,

um mein Ringen um eine menschenrechts- und verfassungsgemäße Ausgestaltung unseres Sozialsystems zu einem angemessenen Abschluss zu bringen, versammle ich hier meine wichtigsten, Hartz IV betreffenden Schriften:

-

Brandbrief 1

-

Nichtigkeit des Verwaltungsaktes

-

Gutachten zur Verfassungswidrigkeit von Hartz IV (Isabel Erden/Wolfgang Nešković/Matti Nedoma)

-

Frage nach der Verfassungsmäßigkeit des Arbeitsbegriffes in Hartz IV

-

Die Frage nach dem Schutz der Würde: Briefwechsel zur Verfassungsmäßigkeit der Handlungen des Jobcenters

-

Brandbrief 2

-

Briefwechsel zu den Lebensmittelgutscheinen
und
Charakteristik der Lebensmittelgutscheine

 Möge das Ganze für Irgendwen doch Sinn gehabt haben ...

 

 

 

 

10.09.2015

72.ster Hungertag:

Bin wieder aus dem Krankenhaus zu Hause.

Resultat der Untersuchungen:

Angina Pectoris - Verengung der Herzkranzgefäße
  https://de.wikipedia.org/wiki/Angina_pectoris
Wenn es schlimmer wird, muss ich wieder hin ...

Dann Herzkatheder und ggf. Gefäßdilatation oder STENT.
  https://de.wikipedia.org/wiki/Stent

 

 

06.09.2015

68.ster Hungertag
Liebe Freunde, wegen starker Herzschmerzen, Kurzatmigkeit und körperlicher Schwäche bei Belastung bin ich jetzt erst einmal im Krankenhaus. Allerdings in einem anderen als gestern. Ein Herzinfarkt wurde auch hier noch einmal ausgeschlossen. Da beim Hungern aber zuerst die Muskeln abgebaut werden, darunter auch der Herzmuskel, kann es auch damit zusammenhängen.

Mit herzlichstem Gruß,
euer Ralph

 

 

04.09.2015

66.ster Hungertag:

Liebe Freunde -

es wird immer schwieriger. Letzten Sonntag war es auf dem Pariser Platz mitten während eines Gespräches plötzlich so, wie wenn mir ein Messer ins Herz fährt und ich hatte sehr viel Mühe, nicht auf den Stuhl zusammen zu sinken. Am Montag und Dienstag ging der Schmerz teilweise weiter - wandelte sich aber in einen andauernden, teils leichteren, teils schwereren Druck im Brustbereich. Am Mittwoch früh bin ich ins Krankenhaus gegangen. Verrückterweise hieß der Arzt "Dr. Fütterer", was angesichts von 65 Hungertagen durchaus witzig war. Weder an den Blutwerten noch am EKG war aber irgendetwas festzustellen, so dass ich wieder nach Hause bin.
Heute am Bundestag ging es mir wieder recht schlecht. Herzstechen, eine gepresste Brust, Atemnot beim Gehen und eine beachtliche Schwäche im Körper, so dass ich nicht weiß, ob ich noch einmal zum Tisch gehen kann. Wir werden sehen ...

Sehr gespannt bin ich, ob sich das Jobcenter auf Grund meines letzten Briefes bereit erklärt, mit mir zu sprechen.

Gewicht heute

75,5 kg.

 

 

29.08.2015

60. Hungertag:

Vorgestern Abend war Gesine Schwan bei mir am Tisch zu Besuch. Sie hatte nur sehr kurz Zeit und die Bedingungen waren auch bei mir nicht so sehr günstig (Schwindel), so dass es nicht zu einer echten Begegnung kam. Aber ich rechne Ihr die Stippvisite sehr hoch an …

Gestern ging es mir so schlecht, dass ich das erste Mal vor der Entscheidung stand, am Abend nicht zum Pariser Platz zu kommen. Es sind Phänomene in meinem Körper, die ich, da ich mich nicht auskenne, nicht wirklich sinnvoll benennen kann. Während meine Seele in absoluter Ruhe ist, ist mein Körper tief in Panik. Es sind eine den ganzen Körper durchziehende große Unruhe, lähmende Schmerzen und ein tiefes "Saugen" der Nerven wahrzunehmen. Die Haut brennt, als stünde  eine Aura von Flammen um ihn.
Da ich die Polizei nicht erreichen konnte, um einen anderen Versammlungsleiter anzumelden, bin ich am Ende doch zum Tisch gegangen.

Es ist jetzt also nicht mehr sicher, dass ich immer am Brandenburger Tor sein kann. Vor diesem Hintergrund möchte ich noch einmal betonen, dass es nicht mein Wille ist, ZU STERBEN! Ich habe nur beschlossen, einem System gegenüber, welches einen permanent zwingt, zwischen Würde ODER Leben zu entscheiden, welches einen also entweder in den Tod oder in ein sinn- und würdeloses Dasein treibt, auf dem verfassungsmäßig garantierten Leben IN Würde zu bestehen. Durch vier Jahre hindurch habe ich mit allen Mitteln 

(Brandbrief, Filme, Vorträge, permanente Auseinandersetzung mit den Gerichten und Behörden, Inauguration und Miterstellung eines Gutachtens zur Verfassungswidrigkeit der Sanktionen, welches jetzt in Gotha zum Erfolg geführt hat – aber auch durch positive Vorschläge, wie das Anliegen der Verfassung zu erfüllen sei usw. usf.)

versucht, diesen Standpunkt zu vertreten. WENN man dabei bleibt, mich dafür zu Tode zu sanktionieren, DANN muss ich eben sterben.

Gewicht:
77,0 kg

 

 

27.08.2015

58. Hungertag:

Gestern bin ich von einem Journalisten gefragt worden, wie ich mich fühle. Ich habe gesagt, es ginge so. Es sei wie beim Bergsteigen. Man könne sich über einen jeden Schritt ärgern und über die Mühe, die er macht - oder man hat den Gipfel in Blick und die grandiose Umgebung.

Auf die Frage, was denn der "Gipfel" sei, den ich im Blicke habe, sagte ich: der Sturz eines unmenschlichen Gesetzes - und zur "Umgebung" sagte ich: das unbedingte Gefühl des Sinnes, das meine Arbeit macht. Und natürlich die große Unterstützung, die ich mental und physisch von allen Seiten erhalte.

Selbst das Jobcenter unterstützt mich nach Kräften. Um die Absurdität des Systems auf die Spitze zu treiben, hat man mir heute die nächste Sanktion ausgesprochen (01.09. - 30.11.), die mit der bereits laufenden addiert wieder eine 200%-Sanktion ergibt. (Siehe hier >>

Mein Zustand ist wesentlich besser, als ich erwartet / befürchtet habe. Schwindel, Schwäche usf. wechseln sich mit wesentlich besseren Zuständen ab. Und es gibt Zeiten, in denen ich ganz aus meinem Körper austrete und in eine unglaubliche Freiheit über den engen Grenzen von Leben und Tod gerissen werde. 

Gewicht heute:

77,2 kg

 

 

15.08.2015

46. Hungertag:
Während es mir vorgestern sehr schlecht ging, ging es mir gestern "zu gut". Eine Energie war in meinem Körper, von der ich das Gefühl hatte, sie würde meinen Körper zerreißen. Ich saß auf meinem Stühlchen vor dem Adlon und hatte Angst um mein Herz ...
Heute brauche ich oft Ruhepausen und dämmere freundlich vor mich hin. Bin gespannt, wie es mir am Adlon ergeht ...
Gewicht heute:

78,8 kg

 

 

14.08.2015

45. Hungertag:

Gestern der Tag war schrecklich. Meine Haut brannte wie Feuer und alle Kräfte waren weg. Es fiel mir schwer, aber auch nur die einfachsten Gedanken zu fassen oder auch nur die allereinfachsten Dinge zu tun. Zum Arzt bin ich gegangen, um mir Blut abnehmen zu lassen. Das habe ich noch geschafft. Sonst nichts. Am Abend saß ich vor dem Adlon total schwer und erschöpft und innerlich leer. Während sonst die Zeit dort vergeht wie im Flug, hörte sie gestern nicht auf. Es war schier unerträglich. Und nur der Gedanke, dass es ja nicht anders sein könne, hielt mich am Platz.

Katja Kipping und viele andere haben mich gebeten, mit dem Hungern aufzuhören. Ich frage: Wie? Es ist ja nicht so, dass ich zu essen HÄTTE. Das Jobcenter GIBT mir nichts zu essen, kein Geld für Wohnung und Krankenkasse noch obenzu - Das Empörende ist nicht, dass ich hungere, sondern dass ich gehungert WERDE, WEIL und OBWOHL ich seit JAHREN rastlos für eine bessere Gesellschaft bei uns tätig bin.

Dass das zigtausenden anderen Menschen genauso geht, wenn sie ihre Kinder hüten oder vor sie dem Staat beschützen wollen (die Mutter wird in Hartz IV als "Arbeitssuchende" und das Kind als "Vermittlungshemmnis" angesehen - da steht man schnell in der Pflicht, die Kinder vor dem Zugriff des Staates zu SCHÜTZEN), wenn sie ihre in Not geratenen Angehörigen pflegen oder einfach ihre Lebenszeit mit SINNVOLLER Arbeit statt mit dem ableisten radikalen Unsinns verbringen möchten, verschlimmert die Debatte.

Das ist aber auch der Grund, da weiter unbeugsam zu sein.

 

 

10.08.2015

41. Hungertag:

Diana Aman berichtet auf "wir-sind-boes.de":

Ralph ist zunehmend erschöpft und nervlich angespannt.  Als Person, die ihm sehr nahe steht, möchte ich persönlich auch mal kurz aufzählen, was Ralph trotz des Hungerns noch alles leistet, damit man mal eine kleine Vorstellung davon bekommt:

Erstens muss man wissen, dass Ralph fast keine Privatsphäre mehr hat. Neben den aktiven Helfern, die entweder in seiner Wohnung mitarbeiten oder wohnen, sind häufig zusätzliche Besucher da, so dass Ralph schon seit Wochen nur noch auf einer Isomatte schläft. Die Wohnung ist auch Materiallager und Sitzungsraum. Rucksäcke und Klamotten von anderen müssen Platz finden.  Immer wieder räumt irgendwer bei Ralph die Unterlagen von den Tischen, um für die Sitzungen Platz zu haben, so dass Ralph seine Sachen häufig nicht mehr findet.
Ständig will irgendjemand etwas von Ralph: sehr viele E-mails, Anrufe, Fragen aus dem Team/Absprachen. Gespräche mit Besuchern oder Presse kommen permanent ungeplant zwischen die übrigen Abläufe. Die Korrespondenz mit dem Jobcenter ist sehr zeitaufwendig, zumal nicht nur Briefe geschrieben und per Einschreiben bei der Post abgegeben werden müssen (oft zusätzlich per Fax, was nur im Handyladen einige Straßen weiter geht), sondern alle Dokumente müssen eingescannt, anonymisiert und ins Internet eingestellt werden. Dann ordentlich abheften. Die Webseiten grundrechte-brandbrief, artikel20.gg müssen aktuell gehalten werden. Auch die übrigen Webseiten müssen noch im Blick behalten oder erstellt werden: ralph-boes.de, artikel1.gg.de. Infos  müssen  sowohl dort als auch auf Facebook eingestellt werden. Dafür müssen oft Bilder bearbeitet werden, Pdfs- oder jpgs erstellt werden, was viel Fummelarbeit im Hintergrund ist. Sowohl Facebook als auch die Blogkommentare muss Ralph durchgehen, ob gewaltverherrlichende Kommentare dabei sind, die gelöscht werden müssten. Am Montag abend leitet Ralph einen persönlichen Kreis, am Dienstag abend muss er bei der BbG-Sitzung dabei sein. Mittwoch bis Sonntag geht es ab 18:30 los zum Adlon, wo er 3 Stunden mit Menschen aus allen Ländern im Gespräch ist. Oft werden Zusatztermine für Gruppenabsprachen notwendig. Der neue Verein "zur Erneuerung der BRD an ihren eigenen Idealen" bedarf viel Hintergrundarbeit- und Absprachen, bezüglich Redner einladen, Räume besorgen, öffentliche Bekanntmachungen usw. Neben all diesen Dingen sind oft längere Texte und Erläuterungen zu schreiben, die eigentlich viel Konzentration erfordern. Die größeren Veranstaltungen leitet Ralph meist zudem auch noch selbst. Juristische Fragen begleiten ihn permanent und inzwischen auch die Verhandlungen vor Gericht. Da ist im Hintergrund sehr viel zu recherchieren und zu besprechen. Oft auch sehr konflikthaft in der Gruppe.
Während ich, wenn ich nicht mehr kann, einfach mal sagen kann: heute mache ich nicht mehr mit, kann Ralph seine Termine nicht absagen und sich nicht entziehen bei all dem Gesprächsbedarf der von außen kommt. Er ist nonstop für die Sache da. Es gibt keinen Feierabend! Ich kann dafür nur größten Respekt haben. (Admin: Diana)

Lieben Dank, Diana.
Man sieht so, warum ich nicht immer mit allem so schnell sein kann, wie sich das manche wünschen.
Ansonsten habe ich zu meinem eigenen Erstaunen in der letzten Woche kaum abgenommen.  Von 02. bis zum 10.08. war mein Gewicht ziemlich konstant zwischen 80,5 und 80,2 kg. Die Rätsel des Körpers. In der Wirklichkeit verhalten sich die Dinge oft anders, als im Kopf. ;-)
Gewicht heute:
79,6 kg

 

 

08.08.2015

39. Hungertag.

Angesichts der unglaublichen Arbeitsfülle komme ich kaum dazu, das Tagebuch zu pflegen. Wichtigste Devise für mich: entspannt zu bleiben.
Im Großen und Ganzen geht es mir gut.
Gewicht:
80,2 kg

 

 

28.07.2015:

28. Hungertag:

Heute früh fühle ich mich Pudelwohl.

Anderen beim Essen zuzuschauen und den Geruch des Essen zu riechen, ist ein himmlisches Vergnügen.

Gewicht:
81,8 kg

 

 

27.07.2015:

27. Hungertag:
Ich hoffe, es nimmt mir niemand all zu übel, dass ich mit den Einträgen nicht nachkomme. Es ist auch offline so sehr sehr viel zu tun. Und das Wichtigste ist, dass ich das innere Gleichgewicht halte.

Aktuelle Infos gibt es jetzt immer hier >>

Gewicht heute

82,5 kg

 

 

23.07.2015:

23. Hungertag:

Es gibt Tage, da wird die Zukunft stark vorweg genommen. Gestern war so ein Tag. Ich habe mich gefühlt, wie 96. Schier unglaubliche Müdigkeit und Schwäche, verbunden mit Gleichgewichtsstörungen ... Angesichts der großen Fülle der Arbeit war das etwas quälend. Der Abend am Adlon war dennoch sehr schön.
Heute geht es wieder sehr viel besser.

Gewicht heute:
83,5 kg

 

 

21.07.2015:

21. Hungertag:
Liebe Freunde,

Kurze Mitteilung:

1.) Wir hatten Stress mit der Polizei / mit den Gesetzen wegen unserer Veranstaltungen am Adlon. Nach Gerichtsprozess und vielem weiteren ist dieser Stress jetzt beseitigt. Ab Morgen (Mittwoch) sind wir, wenn es nicht regnet, wie geplant am Platz.

2.) Die Anhörung vorm Gericht lief heute gut! Es wird zwar nicht zu einer Richtervorlage kommen, wir haben aber gemeinsam ein Problem neutralisiert, welches schon im ersten Sanktionsbescheid steckt und welches eine große Anzahl der Prozesse hätte sprengen können.

3.) Eine zackige Verfassungsbeschwerde ist geschrieben und wird gerade auf den Postweg nach Karlsruhe gebracht.

4.) Ich entschuldige mich für die lange Pause bis zur jetzigen Veröffentlichung.
Ich versinke in Arbeit und meine Kräfte nehmen ab.

Morgen früh finde ich hoffentlich die Zeit, genauer zu berichten.

5.) Schnellere Infos gibts zur Zeit auf http://wir-sind-boes.de

Herzlichst, euer Ralph

83,4 kg

 

 

14.07.2015:

14. Hungertag:

Wie ich mich fühle?
Tagelang ging es gut. D.h.: Auf die kleinen Zimperlein achtet man nicht, so wenig, wie ein Bergsteiger, wenn er den Mount Everest besteigen will, auf die kleinen Zimperlein achtet. Sie gehören einfach zum Geschäft.
Heute ist aber ein Einbruch, dass ich mich wie gelähmt empfinde.

Das geht vorüber und ist normal. Die nächsten Tage werde ich aber einen Arzt aufsuchen.
Gewicht heute:

85,1 kg

 

 

11.07.2015:

11. Hungertag:

Zurück aus Hamburg

und immer tiefer erschüttert von den Nachrichten aus einem sich radikal selbst zerstörenden Europa ...
85,3 kg

 

 

09.07.2015:

9. Hungertag:
Auf dem Weg nach Hamburg ...

Nachmittags Vortrag bei IGMetall über das bedingungslose Grundeinkommen (nicht-öffentlich), Abends treffen mit wir-sind-boes-hamburg.

86,4 kg

 

 

08.07.2015:

8. Hungertag:

Ich werde jetzt öfter angeschrieben:

"Hallo Ralph, habe erfahren, dass Du in den Hungerstreik gegangen bist. Bitte ruiniere nicht Deine Gesundheit ..."

Da möchte ich nochmals darauf hinweisen:

Ich bin nicht im Hunger-STREIK! sondern im SANKTIONS-hungern!
Das ist ein fundamentaler Unterschied!
Hunger-STREIK heißt: Ich HABE Essen und verzichte darauf, um JEMANDEN ANDEREN zu etwas zu zwingen.
SANKTIONS-hungern heißt: Man GIBT mir nichts zu essen, um MICH zu etwas zu zwingen. Ich hungere nicht - ich WERDE gehungert!

Die Furcht vor Letzterem ist genau das, womit alle Hartz-IV-Bezieher genötigt werden, sich bedingungslos jeder staatlichen Schikane zu fügen. Die Furcht vor dem Tod gibt dem System die Macht, die es zur Unterwerfung der Menschen braucht. Ich habe deshalb beschlossen, die Todesangst abzulegen, das MEINE für die Gesellschaft zu tun, auch wenn ich dafür "verhungert" werde. DAS ist eigentlich schon alles. Und wenn man die panische Reaktion des Jobcenters sieht, dann sieht man schon, dass es wirkt.

Die gesamte Begründung meines Tuns seht Ihr HIER >>

Herzlichst, Ralph
Gewicht heute:
86,6 kg

 

 

07.07.2015:

7. Hungertag:

Ich fühle mich wie 96 ...

Alles geht sehr langsam und bedächtig.

Es ist unglaublich, wie stark die Todeskräfte in mir wirken.

87,0 kg

 

 

05.07.2015:

5. Hungertag:

Moin moin - sehr kurze Nacht - aber alles gut.
87,5 kg

 

 

04.07.2015:

4. Hungertag:
Heute geht es mir endlich etwas besser. Der Einstieg ins Hungern scheint jetzt geschafft.

Gestern habe ich abends einen großen Vortrag gehalten - das Denken wird "weiter", wenn man hungert, aber der Scharfsinn nimmt etwas ab ...
Gewicht:
87,9 kg

 

 

03.07.2015:

3. Hungertag:

Es ist, wie immer, am Anfang etwas schwer.

Das Denken läuft langsam, die Bewegungen auch. Eine Stimmung geht von meinem Körper aus, die sehr sehr ernst, aber auch sehr zielorientiert ist.

Ich hoffe, es geht mir bald besser, da ich sehr viel zu arbeiten habe.
Gewicht:
88,4 kg

 

 

01.07.2015:

Beginn des Sanktionshungerns

Gewicht:
90,2 kg